Seen in the Pannierstrasse, Kreuzberg, Berlin, during the FIFA World Cup 2006. |
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Eigentlich hätte ich mir gewünscht, beim Europabesuch der Fahnenmanie eine Weile zu entkommen.
Natürlich bin ich gewarnt worden, es hingen überall deutsche Fahnen aus den Fenstern, von den Balkons,
auf den Autos herum, selbstverständlich erinnere es an andere deutschen Fahnen, denn welche Assoziation soll denn
sonst solch nationalistischer Ausdruck hervorrufen, insbesondere für einen Deutschen, bezüglich deutscher Fahnen?
Und so gehört sich das auch: die bisherige deutsche Verpönung des Fahnengeschwenks halte ich für einen gesunden
Kontrast zu der Krankheit nationaler Symbolik. Als nach dem 11. September die USA in ein Fahnenmeer getaucht wurde sah auch ich sofort
rot-weiß-blaue Hakenkreuzfahnen überall, und insofern mit Recht, als kurz darauf diese als Komponente einer sich
verselbständigendem Hirnwaschautomaten umgeleitet wurden, um das imperiale Projekt zu ermöglichen: sie dienen also
der Gleichschaltung. Bislang hatte ich die relative deutsche Fahnenfreiheit als Gegenbeispiel anführen können, wenn ich
gegen das hiesige Propagandasystem argumentierte und mir versucht wurde, dieses zu relativieren, indem mir gesagt wurde, andere Nationen machten das
Gleiche. In Wahrheit machten andere Imperien das Gleiche. Andere Nationen, die sich nicht solcher Arroganz leisten können,
wie es sich ein Großreich kann, praktizieren den Hypernationalismus in dieser Form nicht - die USA ist in diesen
Jahren darin einzigartig, weil sie das
einzige Land ist, das ihr Willen der Welt in imperialer Manier, mit Waffengewalt aufdrücken kann. Selbst Regionalmacht Israel, das derzeit
Terrorangriffe auf den Libanon fliegt, kann das nur verhaltener, und durch Gnade der Weltmacht. In sofern ist der Vergleich natürlich falsch. Das Wiederaufleben deutscher Symbolik im Rahmen einer Fußballweltmeisterschaft ist keineswegs von alleine Andeutung eines wiedererweckten Hegemoniebestrebens [gibt es in manchen - nicht unbedingt ohnmächtigen - Kreisen, aber das hat hiermit nicht viel zu tun]. Vielleicht könnte man meinen, Deutschland habe gerade ein traumatisches Ereignis erlebt, so wie es in USA Auslöser war. Hat es: den Neoliberalismus das Deutschland - besser: die deutsche Bevölkerung - nun rapide verarmen lässt, aber auch das hat nicht viel damit zu tun: oder doch? Als Ablenkung? Ablenkung von dem sinkenden Lebensstandard? Oder vielleicht damit alle Abgelenkt sind, während Bloody Angie das deutsche Gesundheitswesen schrittweise dem amerikanischen 'Vorbild' annähert? Ich würde mir wünschen, alles kehrte wieder zur alten Flaggenlosigkeit zurück. Doch ich weiß, dass ein Rest bleiben wird, das über Zeit keimen wird. Ich hoffe nur, es schießt nicht über das für andere Länder übliche Maß hinaus. Doch ist nicht alles Scheisse, (ja, nicht wirklich Alles), worin diese Fahne gesteckt wird. Ich erlebte trotz allen Bedenkens manches Positives, gar Begeisterndes. Berlin ist schön im Sommer, an den heissen Tagen und Nächten wo die Sonne erst um 22:00 untergeht. Zumindest in Kreuzberg, wo Café an Bar and Restaurant an Café grenzt, ob deutsch, thai, libanese, türkisch, vegetarisch oder indisch, vor jeder dieser ein Fernsehgerät aufgestellt ist, um das herum Holzbänke stehen, und viele Leute dieses gemeinsame Erlebnis feiern, zusammen ihre Biere trinken und welche Nationalmannschaften auch immer zujubeln; gewickelt in nicht nur deutscher Fahnen. Dass junge Türken in Mietautos mit türkischer Fahne auf einem Kotflügel, deutscher auf der Anderen lang hupend durch die Straßen fahren. Dass nach dem Spiel Deutschland-Argentinien auf dem Hermannplatz hupendes Auto mit flatternder Deutschlandfahne gröhlt, darin nur junge türkische Frauen mit Kopftuch, aber mit Deutschlandfahne auf der Stirn. Dass ein Ghanaer sagt, er konnte nicht glauben, wieviel Zustimmung seine Heimatmannschaft von den Deutschen bekommen hatte. (Nebenbei, E erzählte von einem Plakat eines ghanaischen Fans: "God bless America, but let Ghana win!"). In Kreuzberg und Neukölln alle mögliche Fahnen, meist deutsch, aber auch brazilianische, iranische, ghanaische, libanesische, palestinensische, gar alte DDR Fahnen. So hatte ich Berlin auch noch nie erlebt: ich erinnere an vielem - and die ursprügliche 1. Mai Krawalle in Kreuzberg, an die Maueröffnung, an die Love Parades, an ganz normale heiße Sommernächte. Nie aber hatte ich solches gesehen. Gleichzeitig hätte ich nie geglaubt, dass einer es wagen würde mit Deutschlandfahne die Skalitzer Straße auf und ab zu gehen, geschweige denn Hunderte. Ich glaube aber auch nicht, dass ich das wollte! Aber was macht man denn damit: Dass H jemand überhört, wie er seinem Handy sagt, er gehe jetzt ins Adolf-Hitler-Gedenkstadion? Wie war das denn gemeint? Vielleicht hätte auch ich mich so über das Olympiastadion verurteilend ausgedrückt. Aber, war das von dem anderen so gemeint? Oder kurz nach dem Deutschland-Argentinien Spiel, als C und ich am Ostkreuz aus der S-Bahn stiegen und unseren Weg durch Deutschlandfahnen und explodierenden Feuerwerk und deutschem Gegröll (Hier waren jetzt keine Türken), meinte C, sie sei sich nicht sicher, aber hat da jemand 'Sieg Heil!' gerufen? Ich hatte es nicht gehört, und C war sich nicht sicher. Vielleicht bildet man sich das, den Umständen entsprechend, ein. Bloß weg hier. Ich war schon froh, als Italien dann dem übermut ein Ende setzte. |
I would have preferred to have had a break from all the flag waving during my stay in Europe. Of course I had been warned that German flags were waving from the windows, from balconies and cars; and of course this reminded me of other German flags, since what other association is such nationalistic expression supposed to conjure up, especially for a German, concerning German flags? And thus it should be: I think the way flag-waving has previously been scorned in Germany has been in healthy contrast to the pathology of the worship of national symbols. Similarly, after the 9/11 attacks when the US was doused in a sea of flags, I immediately saw myself surrounded by red-white-and-blue swastikas, and insofar correctly so, as shortly thereafter they became a component of a self-perpetuating brainwashing automat, further enabling the American Empire project: thus they serve the Gleichschaltung, Synchronization, of American political society. Until now, I had been able to point to modern Germany as a counter example whenever anyone attempted to defuse my arguments against the American propaganda system by saying that other countries do exactly the same. The truth is, other empires have always done exactly the same. Other countries, who cannot afford the arrogance of a Superpower, can't and don't practice this form of hypernationalism. The United States is in these days unique, in that it is the only country who can force its will upon the world by force of arms. Even regional power Israel, who is currently exacting a regime of terror on the Lebanon can only play out her own imperial ambitions within certain restraints and by the grace of the World Superpower. Anyhow, I shall dearly miss my counter example. The comparison, however, is of course false. The resurrection of German symbolism in the framework of a football World Cup is in and of itself in no way indication of a resurgence of hegemonial desires (which of course exist in some - not necessarily impotent - circles. But of course, this is not what all the flag-waving is about). Germany won't be an alternate superpower challenging U.S. supremacy any time soon. Maybe one could think that Germany had just suffered a traumatic event such as was used as a trigger in the US. It has: Neoliberalism, which is rapidly impoverishing Germany - or better: the German population - but that's not what the flags are about either. Or are they? As a diversion, maybe? Diversion from the sinking standard of living? Or so that all may be diverted and don't notice while Bloody Angela creepingly [quite rapidly, actually] brings the German health care system a few steps closer to the American 'model'? I would like to think all the flags will disappear after the World Cup, but I know some will remain which will eventually germinate [german-ate?]. I just hope the trajectory of this phenomenon won't carry us beyond what is usual for other countries. Yet it is not only shit that's stuck with the German flag (well, not quite only). Despite all reservation, I experienced some positive, even inspiring things. Berlin is beautiful in the summer, on the hot days and nights when the sun doesn't set till 10 pm. At least in Kreuzberg where café borders on bar borders on restaurant borders on Café, whether German, Thai, Lebanese, Turkish, Vegetarian or Indian, before each is a t.v. set around which wooden benches accumulate fans of all types to celebrate together, drink beer together and cheer for whatever nationl team, wrapped in not only German flags. That young Turks in rented cars sporting the Turkish Flag on one fender, the German on the other drive blaringly up and down the streets; that after the Germany-Argentina game, a car honked down Hermannplatz waving the German flag, and inside were young Turkish women in Islamic headscarves with a German flag on their foreheads; that a Ghanian said he could not believe how much support his country's team got from Germans. (BTW: E told me about a sign held by a Ghanian fan: "God Bless America But Let Ghana Win!"). In Kreuzberg and Neukölln windows and balconies were all sorts of flags, mostly German, but also Brazilian, Iranian, Ghanian, Lebanese, Palestinian, and even old DDR flags. I had never seen Berlin like this before. I remember a lot: the original May Day Riots in Kreuzberg (similar to those in Paris suburbs last years), the opening of the Wall, the Love Parades, and plain normal hot summer nights. But I've not seen the like. Nor had I ever expected anyone to dare walk up and down the Skalitzer Straße waving a German flag, let alone a hundred doing so. But I don't think I wanted to. Bur what do you do with this: that H overhears someone telling his cell phone that he is about to make his way to the Adolf Hitler Memorial Stadium? What did he mean? Now I might have used those damning words myself about the Olympic Stadium. But did he mean it that way? Or shortly after the Germany-Argentina game, when C and I got out of the S-Bahn at Ostkreuz and picked our way through German flags and exploding fireworks and obnoxious German shouts (now, there were no Turks here), and C said she wasn't sure, did she just hear someone yell 'Sieg heil!'? I didn't hear it, and C wasn't sure. Maybe to fit the circumstances, our imaginations just fulfilled what we expected. Let's just get out of here. I was quite pleased when Italy put an end to this exuberance. |